Eine Rassebeschreibung des Highland Ponies

von Dr. Eva Emmrich-Smolczyk


Eine der eher unbekannten Besonderheiten Schottlands ist das Highland Pony, auch als Highland Garron (gälisch: Wallach) bezeichnet.

 

Exakt läßt sich die Geburtsstunde der Rasse leider nicht datieren, es existieren jedoch in Sandstein gemeißelte Bildnisse aus der Zeit der Picten (Ureinwohner Schottlands) um 500-800 n. Chr. Im Laufe der Jahrhunderte wurde es von allen gesellschaftlichen Schichten, von den Bauern, Bürgern und sogar dem Adel eingesetzt und geschätzt. Besonders in den sagenumwobenen Schlachten gegen England bescherten die kleinen wendigen Ponies den schottischen Clansmen gegenüber den schwergepanzerten und schlecht beweglichen Rittern der englischen Krone unsagbare Vorteile.

 

An die karge, rauhe und unwirtliche Landschaft des schottischen Hochlandes gewöhnt, zeichnet sich das Highland Pony durch seine besondere Anpassungsfähigkeit, Leichtfuttrigkeit und Anspruchslosigkeit aus. Damit ist es auch das einzige der nativen britischen Ponyrassen, das das Überleben in freier Wildbahn noch nicht verlernt hat, wie französische Feldversuche gezeigt haben.

 

Abstammungsgeschichtlich ist das Highland Pony eine Kombination des sehr ursprünglichen Nordischen Pferdes mit dem Keltenpony, einer Pferderasse die die Kelten mit in den schottischen Norden brachten. In vielen Pferderassen ist auch heute immer noch Highlanderblut enthalten.

 

Betrachtet man das Exterieur des Highland Pony, so stellt man fest, daß es im Barockpferdetyp steht. Erklären läßt sich diese Beobachtung aus den Einkreuzungen spanischer Hengste, die nach Beendigung der Invasion spanischer Eroberer (16. Jahrhundert) auf der Insel zurückgelassen wurden.

 

Das äußere Erscheinungsbild zeigt ein kleines, kompaktes und kräftig bemuskeltes Pferd. Besonders hervorstechend sind der kurze, muskulöse und meist nach oben gewölbte Hals, die breite Brust, die viel Platz für eine voluminöse Lunge und ein leistungsfähiges Herz liefert und die hervorragende starke Hinterhand. An den Hals setzt ein typischer Ponykopf mit auffällig kleinen Ohren und großen, dunklen, ruhigen Augen an.

 

Unter den Highland Ponies gibt es eine phantastische Vielfalt unterschiedlichster Farbstellungen. Am häufigsten sind Farben aus der Palette der Erdfarben vertreten, von Gelb- über Maus- bis Dunkelfalben. Ponies mit diesen Farben besitzen meist einen Aalstrich auf dem Rücken. Schimmel sind häufig vertreten, Rappen und Braune eher seltener, Füchse sind äußerst selten und Schecken nicht vorhanden. Abzeichen bis auf einen Stern auf der Stirn werden ebenfalls nicht geduldet, da sie auf Einkreuzungen schließen lassen. Ein weiteres auffälliges Merkmal sind die für Ponies ungewöhnlich großen und schwarzen Hufe. Pferde mit weißen Hufen werden nicht für die Zucht zugelassen.

 

Das Deckhaar der Ponies ist besonders in der kalten Jahreszeit sehr dicht, um optimalen Schutz gegen die durchdringenden kalten Winde des schottischen Hochlandes zu bieten. Das Langhaar soll üppig und seidig sein. Die besonders stark ausgeprägte Ponylocke hat die Funktion einer Art schützenden Vorhanges gegen die ungeliebten Midges (kleine, schottische Mücken).

 

Seit etwas 1890 existiert ein schottisches Stutbuch. Es wird von der schottischen Highland Pony Society geführt und seine Schirmherrschaft hat auch heute noch die englische Königin Elisabeth II. inne.

 

Die Zuchtziele dieses Stammbuches erstreckten sich eher in der Ausbildung von Eigenschaften wie Ausdauer, Charakter, Härte, Arbeitswillig- und Genügsamkeit, als in der Herausbildung eines Standards. Das soll nicht bedeuten, daß es keine Rassecharakteristika gibt, aber sie gelten nicht als oberste Statute.

 

Besonders erstaunlich ist immer wieder die starke Menschenbezogenheit der Ponies, sowie ihr fast unerschöpflicher Arbeitseifer. Sie zeichnen sich weiterhin durch ihren Mut und ihre Gelassenheit aus. Deshalb eignen sie sich für jede Sparte des "modernen Reitsportes", ob es sich dabei um Fahren, Springen, Dressur, Western, Trecking oder Distanzreiten handelt. Aufgrund der obengenannten Charaktereigenschaften der Ponies wird es immer beliebter sie als Therapiepferde in der Hippotherapie oder beim therapeutischen Reiten einzusetzen.

 

Mit einem Größenspektrum zwischen 132 - 148 cm und einem leistungsfähigen Körperbau sind sie in der Lage Reiter nahezu jeden Gewichtes zu tragen.